campus a college: Hallo Paula, danke, dass du dir die Zeit genommen hast, uns heute ein paar Fragen zu beantworten. Wie hat sich dein Leben seit deiner Social Media Karriere verbessert und was hat sich vielleicht auch verschlechtert?
Paula Wolf: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, was ein großes Privileg ist. Ich darf mich jeden Tag schminken, was ich liebe. Ich habe eigentlich jeden Tag Spaß mit dem, was ich mache. Ich durfte viele coole Leute kennenlernen, ich habe neue Freunde gefunden und ich darf mit meiner Family zusammenarbeiten, zum Beispiel mit meinem Papa. Ein paar kleine Nachteile gibt es immer. Ich habe weniger Privatsphäre. Oder wenn ich mal keinen guten Tag habe und wie ein mess ausschaue, dann muss ich trotzdem Fotos machen, obwohl ich mir denke, ich will diese Fotos nie wieder sehen. So was passiert manchmal. Aber die Vorteile überwiegen auf jeden Fall.
campus a college: Du hast ungefähr mit 20 angefangen, Influencerin zu werden. Wie groß war die Überwindung, dich in den sozialen Medien zu zeigen? Und was würdest du jungen Leuten empfehlen, die sich nicht trauen, auf Social Media zu posten? Hast du Tipps?
Paula Wolf: Man sollte lieber nicht an den Anfang zurückscrollen. Bei mir sieht man sofort, wie schüchtern ich war. Ich habe mich kaum getraut, in die Kamera zu sprechen. Ich habe so reingepiepst, weil ich generell eine schüchterne Person bin. Am Anfang hat auch niemand meine Videos geschaut. Sieht eh keiner, dachte ich, also wars halb so schlimm. Ich habe dann aber auch liebe Kommentare bekommen. Dadurch wird man mit der Zeit selbstbewusster. Man braucht auch ein dickes Fell, weil nicht alle Kommentare lieb sind. Erstmal privat posten und sich langsam rantasten, wäre mein Vorschlag.
"Ich habe zwei Jahre lang jeden Abend Videos gedreht"
campus a college: Influencer werden als Berufsgruppe nicht ernst genommen, weil viele meinen, dass sie nicht arbeiten.
Paula Wolf: Wenn es so wenig Arbeit wäre, würde es wahrscheinlich jeder machen. Das Ganze aufzubauen, ist schwierig. Ich habe zwei Jahre lang jeden Abend Videos gedreht und gepostet, ohne einen Cent zu verdienen. Einfach weil ich das unbedingt machen wollte. Diesen Erfolg zu halten, ist auch nicht so einfach. Man muss die ganze Zeit mit Trends mitgehen und weiter Videos produzieren. Ich weiß, wie viel Arbeit meine Videos sind und deswegen nehme ich diese Kritik nicht so ernst.
campus a college: Ist da nicht auch immer die Angst, dass mal ein Video nicht viral geht?
Paula Wolf: Das passiert sehr oft. Man ist da schon frustriert, wenn das Video 20 Stunden an Arbeit kostete und weniger Aufrufe bekommt als ein Fünf-Sekunden-Video. Aber so ist das eben. Einfach weitermachen und viel posten.

campus a college: Welche Schminkfehler beobachtest du oft bei anderen?
Paula Wolf: Es gibt keine Fehler, Hauptsache du fühlst dich wohl. Bei schlechtem Licht schminken ist sicher ein häufiger Fehler, ist mir auch schon passiert. Aber solange es dir gefällt, ist es gut so.
campus a college: Gibt es einen Beauty-Trend zurzeit, den du voll liebst und einen, den du überhaupt nicht nachvollziehen kannst und verstehst?
Paula Wolf: Ich liebe tatsächlich Trends. Ich weiß, manche sind immer so ein bisschen skeptisch. Ich liebe zum Beispiel Fake Freckles, die sind voll cool, oder ganz viel Blush. Ich mache auch eigentlich alle Trends immer gerne mit, weil ich es lustig finde. Früher gab es auch ganz schlimme Trends. Jetzt zum Glück sind es Trends wie Toasty- oder Clean-Girl-Makeup. Da kann man nicht so viel falsch machen, im Vergleich zu als ich 15 oder 16 Jahre alt war. Ich habe alles mögliche schon mitgemacht.
Wie sich Paula vor Hate-Kommentaren schützt
campus a college: Wir haben schon über Hate-Kommentare geredet. Hate-Kommentare und Mobbing sind allgegenwärtige Themen auf Social Media. Wie gehst du damit um? Und hast du dazu Tipps?
Paula Wolf: Im Internet sind die Leute immer ein bisschen ehrlicher, als sie es jetzt auf der Straße wären. Wenn du hundert liebe Kommentare bekommst oder eine Freundin dir Komplimente macht, nimmst du dir trotzdem den einen negativen Kommentar zu Herzen. Ich versuche immer, das umzudrehen und mich auf das Positive zu konzentrieren. Das funktioniert, weil auch mein Selbstbewusstsein mittlerweile besser ist. Ich bin voll happy mit mir selbst, mit meinem Content und mit meinem Make-up. Wenn dann jemand was dagegen sagt, denke ich mir, danke für die Kritik, aber ich finde es gut.
campus a college: Was würdest du Teenagern empfehlen, die zurzeit Hautprobleme haben? Und wie gehst du damit um?
Paula Wolf: Als Teenager würde ich sagen, hat fast jeder Probleme mit der Haut. Vielleicht mal zum Hautarzt gehen, wenn es ganz schlimm wird. Dort kann man das Problem dann abklären und sich professionelle Hilfe suchen. Ansonsten natürlich, gute Skincare und sich immer brav abschminken. Das habe ich früher auch nicht gemacht. Da bin ich entweder mit Abschminktüchern oder mit Make-up ins Bett. Also kein Wunder, warum ich so viele Pickel hatte. Die richtigen Produkte sind auch wichtig. Stresst euch nicht zu sehr darüber, weil ich glaube, fast jeder hat Hautprobleme als Teenager. Aber das vergeht.

campus a college: Viele Jugendliche setzen sich zunehmend für den Tierschutz ein. Kann man in der Beauty-Branche auf Tierversuche verzichten?
Paula Wolf: Also ich finde das auf jeden Fall sehr cool, dass sich Leute dafür einsetzen. Ich bin auch schon seit ich ein Teenager bin, Vegetarierin. Also mir ist es auf jeden Fall wichtig, ein bisschen drauf zu achten. Tatsächlich haben wir es gut in der EU, weil da sind glaube ich seit 2013 schon Tierversuche verboten bei Kosmetikprodukten. Das heißt, eigentlich können wir sagen, dass die Produkte, die wir hier kaufen, auch tierversuchsfrei sind.
campus a college: Was war bisher deine größte Herausforderung in deiner Karriere?
Paula Wolf: Der Anfang. Da war ich noch ganz auf mich allein gestellt. Meine Eltern und Freunde waren zu Beginn ein bisschen skeptisch. Es gab auch den Begriff Influencer noch nicht wirklich. Niemand wusste so genau, was das ist. Ich musste mich also allein durchkämpfen und meine Eltern überzeugen, dass das jetzt mein Traumjob ist. Bis irgendwann auch die Anderen dachten: "Oh, ist ja wirklich ganz cool"
campus a college: Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf?
Paula Wolf: Ich liebe Make-up. Das heißt, ich finde es auch richtig cool, dass ich so viel mit Make-up spielen, so viele neue Produkte ausprobieren und Trends mitmachen darf. Ich liebe eigentlich fast alles daran. Ich liebe es, wenn ich mit meinen Freunden zusammen Collab-Videos machen kann und ich liebe es, mit meinen Lieblings-Make-up-Marken zusammenzuarbeiten. Das ist cool.
campus a college: Wie hat sich dein Zugang zu Beauty in den vergangenen paar Jahren verändert?
Paula Wolf: Ich lerne noch immer mit. Ich verfolge noch immer die neuesten Trends und probiere neue Sachen aus. Ich habe das Gefühl, ich werde immer besser oder erfahrener. Ich darf sehr viel experimentieren. Ich darf viele Halloween-Looks machen und neue Sachen, neue Methoden ausprobieren. Gleichzeitig hat mir Social Media so viel Selbstbewusstsein gegeben, dass ich mich weniger im Alltag schminke. Das bedeutet mir besonders viel, da ich Make-up früher dafür verwendet habe, um mich zu verstecken oder Unsicherheiten abzudecken. Ich habe das Gefühl, durch Social Media wurde ich wieder so selbstbewusst, dass ich mir denke, ich will mich nicht hinter Make-up verstecken, sondern eher Make-up als Art Kunst verwenden.
campus a college: Gibt es eine Person, die dich in Sachen Beauty oder Mode besonders inspiriert?
Paula Wolf: Huda Beauty. Sie hat auch als Bloggerin und Influencerin angefangen. Dann hat sie ihre eigene Marke herausgebracht. Jetzt ist sie super erfolgreich. Ich schaue alle ihre Dokus und höre ihren Podcast. Das wäre mein Traumleben, eine eigene Make-up Marke.
campus a college: Wie war deine Zeit als Schülerin und was war die größte Herausforderung für dich in der Schule?
Paula Wolf: Ich bin ehrlich gesagt nicht so gerne in die Schule gegangen. Ich bin immer ganz spät schlafen gegangen. Die größte Herausforderung war, früh aufstehen. Aber ich habe es durchgezogen.
campus a college: Wofür möchtest du, dass dich die Leute langfristig in Erinnerung behalten?
Paula Wolf: Ich würde sagen, für meine Kreativität. Also ich finde es immer voll toll, wenn Leute auf der Straße das sagen: "Hey, du bist doch die mit dem coolen Make-up." Da freue ich mich besonders drüber und finde es cool, wenn sich die Leute dann daran erinnern.
campus a college: Vielen Dank für das Gespräch, Paula.
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