„Bluetooth-Kopfhörer sind moderner und technologisch anspruchsvoller, aber schwerer zu verbinden. Kabelkopfhörer sind leichter zu handhaben und billiger, deshalb verwende ich lieber Kabelmodelle“, sagt Enim Peierl, 13, (Name geändert).
Die Lehrerin Renate Bergsteiger, 29, sieht das ähnlich: „Ich bevorzuge Kabelkopfhörer, denn Bluetooth-Kopfhörer bereiten mir Kopfschmerzen, und das ständige Aufladen ist mühsam. Die klassischen Kabelkopfhörer sind für mich praktischer und ästhetischer.“
Kopfhörer gehören zu den am häufigsten genutzten Geräten im Alltag. Ob beim Musikhören, beim Telefonieren oder für andere Zwecke, viele Menschen verwenden sie täglich. Dabei stellt sich die Frage: Bluetooth oder Kabel? Seit einigen Monaten zeichnet sich ein überraschender Trend ab. Während bisher alles in Richtung Bluetooth ging, holt Kabel jetzt wieder auf.
Vor- und Nachteile
Grundsätzlich haben beide Varianten ihre Vor- und Nachteile. Während Bluetooth-Kopfhörer durch moderne Technologie und kabellose Freiheit überzeugen, bieten die mit Kabel oft bessere Klangqualität, geringere Latenzzeiten (direkterer Zugang zur Sound-Quelle) und eine zuverlässige Verbindung ohne Aufladen.
Bluetooth-Kopfhörer punkten mit größerer Reichweite, wenn nicht gerade Wände oder andere Barrieren im Weg sind. Kabel schafft nur 1,5 Meter, hält aber dafür mit Unabhängig von Batterien und deren Ladezustand dagegen. Was motiviert nun zunehmend User, von der Hightech-Variante zurück zum altmodischen Kabel zu kehren?
Eine Frage der Gesundheit
Bluetooth-Kopfhörer senden elektromagnetische Strahlung aus. Die liegt weit unter den international festgelegten Grenzwerten und bisher gibt es keine wissenschaftlichen Belege für damit einhergehende Gesundheitsrisiken. Mediziner empfehlen dennoch, die Nutzung von Kabel und Bluetooth zumindest zu variieren, um auf Nummer sicher zu gehen.
Immer wieder klagen Bluetooth-User über Kopfschmerzen. Manche Forschende vermuten, dass eher Faktoren wie Lautstärke, Tragedauer oder muskuläre Verspannungen eine Rolle spielen. Andere glauben, dass langfristige oder häufige Belastung durch elektromagnetische Felder das Nervensystem reizen könnte. Sie nennen neben Kopfschmerzen mögliche Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder Herzrhythmusstörungen. Einige befürchten auch (bisher nicht nachgewiesene) Auswirkungen auf die Zellfunktionen.
Eine neue Studie zeigt zudem, dass Menschen mit langen Bluetooth-Kopfhörer-Sessions häufiger Schilddrüsenveränderungen entwickeln. Forschende vermuten auch hier einen Zusammenhang mit der Strahlung der Geräte. Die Daten beweisen diesen Effekt jedoch noch nicht. Hohe Lautstärke und stundenlanges Tragen belasten der Studie zufolge zusätzlich das Gewebe und das Gehör. Die Studienautoren raten jedenfalls, Bluetooth-Kopfhörer nur kurz und in moderater Lautstärke zu nutzen. Die Langzeitforschung zu Bluetooth-Strahlung ist noch lückenhaft.
Wer empfindlich auf Bluetooth-Kopfhörer reagiert, kann den Effekt leicht testen, indem er auf kabelgebundene Kopfhörer wechselt und den Unterschied beobachtet.
Kabel im Retro-Trend
Dass der klassische Kabelkopfhörer ein bemerkenswertes Comeback erlebt, ist aber auch eine Frage der Mode. Besonders jüngere Nutzerinnen und Nutzer entscheiden sich wieder für Geräte mit Klinkenstecker, als Retro-Accessoire, aus Preisgründen und wegen ihrer Zuverlässigkeit. Mode- und Kulturanalysen wie auf frnkow.com sehen in der Rückkehr des Kabels ein Symbol nostalgischer Ästhetik, inspiriert vom Y2K-Stil und einer neuen Wertschätzung für sichtbare Technik. Der Y2K-Stil ist eine futuristisch-glamouröse Modeästhetik aus den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren, geprägt von glänzenden Materialien, Techno-Elementen und Popkultur-Ikonen wie Britney Spears und „The Matrix“.
Steigende Absatzzahlen für Kabel
Marktforschungsdaten bestätigen diese Entwicklung. Das Segment der kabelgebundenen Kopfhörer war 2024 bereits mit rund 44,9 Milliarden US-Dollar bewertet und soll bis 2032 deutlich wachsen, berichtet accio.com, KI-gestützte B2B-Sourcing-Engine, mit der Unternehmen Produkte recherchieren, Lieferanten finden und Marktanalysen durchführen können. Auch die Plattform shelftrend.com zeigt, dass die Nachfrage nach Kabel vor allem von Nischen wie Modefans, DJs und Audioprofis getragen ist. Dennoch bleibt der Anteil der Kabelmodelle am Gesamtmarkt gering. Der Trend ist also kein Massenphänomen, sondern eher eine kulturelle Gegenbewegung zur allgegenwärtigen Funkvernetzung.
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