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Digga, unsere Kultur verfällt!

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Volontärin · Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Lienz
31.10.2025
2 Min.

Oida, Digga, Cringe. Über die Sprache der Jugend wird viel diskutiert. Aber stellt sie wirklich eine Gefahr für unsere Kultur dar?

 Schuhe, Jugend, Graffiti-Hintergrund, Freunde
Oida, Digga, Cringe: Begriffe, die aus dem Sprachgebrauch vieler Jugendlicher nicht mehr wegzudenken sind. (Foto: Foto von Aedrian Salazar auf Unsplash )

Deutsche Sprache, schwere Sprache. Oder unsympathische Sprache, wenn man die Österreicher fragt. Das ergab zumindest eine Onlineumfrage, in der sie die Sympathie des Bundesdeutschen nur mit drei vom sechs Sternen bewerteten. Verständlich, dass sich immer mehr Dialektsprechende über den Einfluss aus dem Nord-Westen echauffieren. Denn besonders bei der jungen Generation ist dieser zu bemerken. Allerdings ist es fraglich, wie ausschlaggebend der Tausch von „Oida“ gegen „Digga“ wirklich ist.

Eine Folge von Social Media

Doch woher kommt dieser plötzliche Wandel? Wie die meisten Veränderungen unserer Zeit mit der modernen Technik, genauer genommen Social Media. Auf TikTok, Youtube und Co. ist die junge Generation unterwegs und lässt sich wortwörtlich beeinflussen. Sogenannte Influencer, auf Deutsch „Beeinflusser“, stellen Videos auf diese Plattformen und wollen ein möglichst großes Publikum begeistern.

Da österreichische Influencer eher spärlich vorhanden sind, folgt die österreichische Jugend auch vielen deutschen Influencern. Aber auch die wenigen österreichischen Social Media Stars vermeiden Dialektausdrücke, um eine größere Zielgruppe zu erreichen und Missverständnisse mit Zuschauern aus dem Nachbarland zu vermeiden. Folglich übernehmen Österreichs Teenager nicht nur Verhaltensweise und Lifestyle, sondern, zum Ärgernis einiger Dialekt-Fanatiker, auch sprachliche Ausdrücke der bundesdeutsch sprechenden Internet- Vorbilder.

Einfluss durch Rap

Auch aus der Musikszene sind Einflüsse zu beobachten. Deutschrapperin Shirin David beispielsweise, deren Hit „Bauch Beine Po“ 103 Millionen Aufrufe auf Spotify verzeichnet, singt sich mit provokanten Texten in die Kopfhörer und so auch in den täglichen Sprachgebrauch ihrer meist jungen Fans.

So wird aus „Oida“ „Digga“ und aus „Topfen“ „Quark“. Doch dieses Phänomen ist keinesfalls neu: aus dem Englischen übernommene Ausdrücke, sogenannte Anglizismen, sorgen ebenfalls immer wieder für Aufsehen. Doch wo liegt der Unterschied zwischen „Ein Tête-à-Tête haben“ und „jemanden daten“? Das eine wirkt gebildet, das andere wird von manchen als Verfall der Kultur gesehen, auch wenn die beiden Wörter aus benachbarten Ländern stammen und die gleiche Bedeutung haben. Wo liegt also das Problem?

Jeder Generation ihre Sprache

Diese Frage könnte man sich auch stellen, wenn sich wieder einmal Mitglieder einer Generation, die leider schon längst ihre Jugendzeit vergessen hat, über die sprachlichen Ausdrücke der jungen Menschen echauffieren. Denn auch wenn Wörter wie „Cringe“ und „lowkey“ befremdlich klingen, gehören sie, genauso wie eben gewisse Ausdrücke aus dem Bundesdeutschen, in den täglichen Sprachgebrauch vieler Jugendlicher. Und dort sollten sie auch bleiben. Denn:

Jede Generation hat ihre eigene Sprache, die sie untereinander verbindet und die sich auch mit den Menschen weiterentwickelt. Denn nur weil Jugendliche Begriffe verwenden, die auf Personen, die nicht einmal deren Bedeutung kennen, ungebildet wirken, bedeutet das nicht, dass sie in einigen Jahren zu ungebildeten Erwachsenen werden oder dass sie es jetzt sind. Und wegen einiger Wörter aus dem Bundesdeutschen oder Englischen kann man wohl kaum von einem Verfall unserer Kultur sprechen. Also:

Digga, chillts, es gibt größere Probleme auf dieser Welt.




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